Herz & Tinte-BLOG

Gedankenanregungen, Wortspielereien und Erfahrungen aus meinen Kursen für Dich!

Sei ehrlich - liebst Du Deinen Alltag? 13.09.24

 Zurück aus den Ferien, rein in die Routine... stopp: Dieser All-Tag ist Dein Leben!

Ich höre aktuell viel Geschnaufe und Geächze um mich herum. Alles läuft langsam wieder an, Wecker werden gestellt, die Sommerbräune hinterlässt nostalgische Gefühle. Kürzere Abende lassen leise Melancholie aufkommen, Schulsachen müssen nachgekauft werden, Fotos werden in Alben verstaut, der Wanderrucksack mit einem Rest Korsika-Sand im Kellerregal... und, so scheint es sich anzufühlen, damit auch ein Teil dieses freien, ungebundenen, gelösten Ichs, das sich eben erst dann wirklich entfaltet, wenn es mal nichts muss. Im Urlaub.
Mich beschäftigt dieses Thema schon lange. Bereits in der Grundschule hatte ich am letzten Ferientag solche Bauchschmerzen, dass ich mich manchmal versteckt habe. Dabei warteten meine Freundinnen am ersten Schultag auf mich, das Lernen fiel mir leicht, äußerlich gab es keine Hinweise. Das Gefühl begleitete mich weiter durch Sonntagabende und letzte Semesterferientage, und noch als Erwachsene war ich lange diejenige, die auf der Rückfahrt heiße Abschiedstränen weinte. Mit einher bahnte sich aber die Erkenntnis den Weg: Je weniger krass der Kontrast meines Lisa-Gefühls zwischen Urlaub und Alltag, desto weniger heftig die Stimmungsschwankungen. Und es ging weiter: Ich möchte ein Leben leben, das so selbst bestimmt, vielfältig und bunt ist, dass ich auch meinen Alltag liebe, mit allem drum und dran!
In den letzten Jahren hat sich sehr viel Wunderbares entwickelt. Und nun, mit 40, kann ich glücklich schreiben: Ich liebe Montag bis Freitag genauso wie Samstag und Sonntag! So, wie es mir selbst wichtig, ist, immer wieder schreibend innezuhalten und meine Tage bewusst zu betrachten, tue ich dies liebend gern auch gemeinsam mit Euch. Wer bist Du? Welche Themen sind Dir so wichtig, dass sie Dir keine Ruhe lassen oder Dich unendlich begeistern? Was macht Dein Leben bunt, worüber lachst Du, was bringt Dich zu Strahlen? Damit unsere Leben das Gegenteil sind von diesem unsäglichen "Und, wie geht's?" - "Ja, muss halt."... Es geht mir dabei nicht unbedingt um die großen, umwälzenden Veränderungen, aber darum, gegenzusteuern in einer Gesellschaft, in der Klagen ohne zu handeln und Einstellungen wie "Nur wenn mein Alltag unangenehm/stressig/zu voll ist, gehöre ich dazu" längst zur Normalität geworden sind.
Dieses eine Leben, von dem wir nie wissen, wie lange es ist - das sollten wir beschützen und füllen mit allem Schönen, Stärkenden, Freien, Bunten, Genussvollen, was es uns anbietet. Und daraus schöpfen, wenn es sich von sehr herausfordernden Seiten präsentiert.
Schreibst Du mit? Hältst mit mir inne, erfährst mehr über Dich selbst, erzählst Deine kleinen und großen Geschichten, lässt die Fantasie fliegen oder probierst Dich selbst in neuen Rollen auf dem Papier aus? 


Heute wird's persönlich ODER 
Was hinter meinen Schreibangeboten steht - 25.6.24

Ganz ehrlich...

 
ich bin nicht so die, die das Bedürfnis verspürt, fremden Menschen ihre "Story" zu erzählen. Eher beobachte ich diesen Trend mit viel Irritation. Klar, manches verkauft sich besser, wenn es gespickt ist mit Emotionen, selbst erlebten Aha-Effekten und Spannung. Aber gleichzeitig diese Selbstdarstellung für die Masse? Das ist für mich das Gegenteil eines guten Gespräches mit engen Vertrauten. Fühlt sich immer auch sehr nach Vermarktung des eigenen Innenlebens an, ist das nicht ein hoher Preis? Will ich wirklich, dass fremde Menschen mich durch diese Lupe sehen? Was stelle ich dar, was nicht? Das eigene Leben, runtergebrochen auf ein paar wirksame Highlights und herbeigezauberte rote Fäden, die von außen schlüssig auf die Zielgruppe und ihre Bedürfnisse hinsteuern - ist das nicht Selbstverrat? 
Ja, und dann meldet sich langsam eine andere Stimme in mir. Die raunt: Es gibt da ein paar Menschen, die hätten es vielleicht verdient, Dir ein bisschen mehr in die Karten zu schauen. Sie kommen regelmäßig in Deine Kurse oder waren auch nur einmal da, aber sie haben sich ziemlich geöffnet vor Dir. Du hast sie berührt erlebt, aufgeregt, nachdenklich. Hast etwas von ihren Gedanken, Geschichten und Träumen erfahren. Sie haben mehr mit Dir gemeinsam, als sie wissen können (vielleicht spüren sie es). Möchtest Du diesen Menschen nicht doch ein wenig mehr Einblick geben in Deine Beweggründe?
 
Ich schreibe heute also etwas zu mir. Es ist gut vorsortiert und wird kein Seelenstriptease, und es ist auch nicht DIE Story meines Lebens!
Aber es soll Euch etwas mehr über meine Motivation, Lebenseinstellung und das Schreiben in meinem Leben verraten. Here we go!

In der Erinnerung besteht meine Kindheit in den 80ern aus unendlich vielen Geschichten, Schallplatten und Kassetten (Dschungelbuch, Jim Knopf, Pippi - all diese Klassiker, toll aufgesprochen, manchmal nur die Tonspur eines Films, etwas verwirrend...) und einer großen Verkleidungskiste mit alten Röcken, Westen, Tüchern und Hüten (ein ehemaliger Hutmacher hatte kistenweise in unserem Keller zurückgelassen). Viel, viel Fantasie, Spiele über Tage hinweg. All die mich als Kind bewegenden Themen flossen da hinein, das habe ich als Erwachsene rückblickend eines Tages sehr berührt verstanden.
Zudem war meine Mutter Musikerin und zeitweise im Theaterorchester am Bratschen. Ich weiß noch heute, wie unglaublich aufgeregt ich eines Abends hinter dem Vorhang stand und einer jungen Frau im Schürzenkleid dabei zusah, wie sie Richtung Publikum singend Wäsche aufhing. Scheinwerferlicht, Magie, Kribbeln!
Von da an erfand ich eigene Theaterstücke mit meinen Freundinnen und kleinen Geschwistern (diese eher unfreiwillig), nahm Kassetten auf ohne Ende. 
Nach der Schule suchte ich diese Magie, studierte Theaterwissenschaften, jobbte im Theater, spielte selbst, absolvierte eine Ausbildung zur Theaterpädagogin. Gleichzeitig fühlte ich mehr und mehr, dass mich der Mensch als solcher interessiert, mein eigenes Leben wurde komplexer und es gab so vieles zu verstehen und zu durchschauen. Ich löste all diese Aufgaben schriftlich für mich, seit ich mit 10 Jahren mein erstes Tagebuch geschenkt bekommen hatte. Stärkste Emotionen in wilder, großer Schrift, verschnörkelte Erkenntnisse, liebe Mutmachbriefe an mich selbst - und auch Fantasiegeschichten, in denen andere junge Menschen wie ich Lebensentwürfe ausprobierten, quasi an meiner Stelle. 
 Dann gab es  - ja, klar, auch bei mir - einen besonders großen Einschnitt in meinem Erwachsenenleben. Seitdem sind meine Tage geprägt davon, dass ich weiß: Einer der mir am nächsten stehenden Menschen hat eine stark verkürzte Lebenserwartung. (An dieser Stelle nicht mehr. Ich möchte um jeden Preis unsere Privatsphäre schützen und das Schicksal eben nicht ausschlachten.)
Ich habe mich in einer großen Krise so sehr ins Schreiben gestürzt wie noch nie zuvor. Ein Jahr lang. Die Prognosen konnte ich nicht wegschreiben. Aber der Zauber des Schreibens mit all seinen Möglichkeiten hat sich mir auf noch viel tiefere Weise offenbart. (Und mich letztendlich eine entsprechende Ausbildung machen lassen.)
Die intensive Auseinandersetzung mit Krankheit und Tod und der daraus erwachte Wunsch, wirklich bewusst und gut zu leben, haben mich sehr geprägt.
An meinem Schreibplatz hängt ein kleiner Bilderrahmen, den ich Euch gerne zeige: 

Ja, und letzten Endes kann ich hier nun eine rote Schleife um diesen kleinen Erzählstrang meines Lebens machen:
 
Seitdem kombiniere ich als Schreibpädagogin/ Coachin für Kreatives Schreiben diese Themen.
So, wie es mir selbst wichtig, ist, immer wieder schreibend innezuhalten und meine Tage bewusst zu betrachten, versuche ich dies auch gemeinsam mit Euch.
Wer bist Du? Was hat Dich bisher in Deinem Leben auf positive Weise geprägt? Wovon willst Du mehr? Was passt noch, was drückt hin und wieder, was möchtest Du aktiv in die Hand nehmen? Wo darf die Fantasie Dich unterstützen, Träume zu erforschen? Welche Themen sind Dir so wichtig, dass sie Dir keine Ruhe lassen oder Dich unendlich begeistern? Was macht Dein Leben bunt, worüber lachst Du, was bringt Dich zu Strahlen?
Damit unsere Leben das Gegenteil sind von diesem unsäglichen "Und, wie geht's?" - "Ja, muss halt."...
 
Es geht mir dabei nicht unbedingt um die großen, umwälzenden Veränderungen, aber darum, gegenzusteuern in einer Gesellschaft, in der Klagen ohne zu handeln und Einstellungen wie "Nur wenn mein Alltag unangenehm/stressig/zu voll ist, gehöre ich dazu" längst zur Normalität geworden sind.
Dieses eine Leben, von dem wir nie wissen, wie lange es ist - das sollten wir beschützen und füllen mit allem Schönen, Stärkenden, Freien, Bunten, Genussvollen, was es uns anbietet. Und daraus schöpfen, wenn es sich von sehr herausfordernden Seiten präsentiert.
 
Und damit mache ich für heute Schluss. Das Leben besteht aus unendlich vielen kleinen Heldenreisen... und ich könnte Euch an dieser Stelle auch eine ganz andere Geschichte präsentieren. Denn wir alle haben so viele rote Fäden und gemachte Erfahrungen im Gepäck, das uns der Stoff niemals ausgehen wird!
Hah, und das ist DIE Überleitung, elegant und nicht einmal gewollt:
 
Schreibst Du mit? Hältst mit mir inne, erfährst mehr über Dich selbst, erzählst Deine kleinen und großen Geschichten, lässt die Fantasie fliegen oder probierst Dich selbst in neuen Rollen auf dem Papier aus?

Einfach mal NIX. Im Außen. - 20.3.24

Puh, Instagram. Nachrichten. Login-vergessen-Neues-Passwort-Schlaufen. Bahn-App, Schul-App, Website-App, Paypal-App, Messenger-App, Easy-Park-App, Meditations-App…
Ich drehe manchmal innerlich fast durch, während meine Finger zart auf nicht spürbare Tasten tippen. Mein Kopf ist voll und seltsam leer zugleich, und hinter dem linken Auge ist ein eigenartiger Druck. Ich schalte das Handy abends um 8 aus und dann doch gleich nochmal an…
Manchmal denke ich, meine Generation (so um die 35-45) hat es auch echt schwer. Wir sind noch völlig analog aufgewachsen, mit Kassetten, 36-Bilder-Fotorollen und „Mama, kommt heute was im Fernsehen?“ - „Mal nachlesen… hm, nee, also heute kommt nix!“. 
In der Mittelstufe gab’s dann die erste Familien-Mailadresse ([email protected]) und gen Ende der Schulzeit das Nokia-Handy. Das lag aber oft nur so rum. Wir sind da nicht reingewachsen, bzw erst in einem Alter, als wir selbst junge Eltern wurden oder gerade die erste feste Stelle hatten. Also noch jung genug, um sich auf Neues zu stürzen, aber eben doch auch immer leicht am Fremdeln. Oder zumindest latent überfordert, reizüberflutet. Als würde uns die superglatte Oberflächen-Medien-Welt immer ein bisschen vor sich her stupsen, das aber ohne Pause.
Wenn ich wirklich deutlich spüre,dass ich darauf eigentlich keinen Bock habe, laufe ich ohne Handy und Uhr auf den nächsten Weinberg oder gehe tanzen. Dann komme ich zurück in diese Tiefe. Merke, dass ich mich doch verbinden will mit der echten Welt! Auf all das am liebsten komplett verzichten und zurückwandern möchte vor meinen gemütlichen Kassettenrekorder mit Spulen, Play, Stop und Pause! Der mir nicht gleichzeitig noch den Arzttermin meldet, den neuen Stundenplan der Kinder, alberne Aktionen von Menschen am anderen Ende der Welt zuspielt…Ach ja. Einfach mal NIX. Im Außen.

✍️Schreiben hilft da übrigens auch ganz wunderbar. 😉Am besten mit der Hand. Die Außenwelt wird angehalten. Und dann passiert es: Stattdessen entfaltet sich in Dir das ganz große Universum!🎉


Einmal Kritik, nie mehr getraut... - 19.2.24

Ich wünsche mir, dass dieser Text all die Menschen anspricht, die früher in ihrem Leben einmal den Weg zu Stift und Papier gefunden hatten. Die mutig waren oder einfach intuitiv, und die geschrieben haben. Ganz gleich, ob Gedichtinterpretationen oder Texterörterungen im Deutschunterricht, Kurzgeschichten oder Liebesbriefe. Die spürten, dass sie damit Zugang zu einer wichtigen Quelle gefunden hatten, zu der für sie passenden Ausdrucksform, ihrer inneren Stimme. Die Spaß hatten am Rumfantasieren, Wörter-sinnlos-Aneinanderreihen, die starke Bilder schufen oder leise Töne. Und die eines Tages - nach tagelangem Zögern, aus dem spontanen Bedürfnis oder zur Benotung - ihr Geschriebenes einem anderen Menschen zeigten. Jemandem, der nicht adäquat darauf reagierte, achtlos das zarte Pflänzchen Kreativität zertrat mit einem einzigen skeptischen Satz, einem Rotstift, einem gutgemeinten Verbesserungsvorschlag.

Schreibblockade.

Ich habe inzwischen genügend Schreibkurse angeleitet, um die frustrierende Erkenntnis teilen zu können, dass es eine immense Dunkelziffer an ursprünglich gerne schreibenden Menschen gibt, die alle mehr oder weniger das Gleiche erzählen: "Eigentlich habe ich früher sehr gern geschrieben. Aber es gab da diesen einen Tag, an dem
- der Deutschlehrer "Thema verfehlt" unter einen Text kritzelte, auf den ich so stolz gewesen war
- die neidische Schulkameradin über das erste selbstgeschriebenen Gedicht lästerte
- der Vater fragte, was das denn solle, davon können man doch nicht leben
- der Partner irritiert anmerkte, ob denn die privaten Beziehungsthemen jetzt als Inspirationsquelle dienen sollten
- die Unidozentin meinte, wer keine Rechtschreibung beherrsche, könne das Schreiben gleich bleiben lassen...."

Und das Schlimmste: All diese Kommentare, Argumente, Hinweise haben nichts mit der Person zu tun, die anschließend etwas sehr Wertvolles für sich verlor. Sie sind Ausdruck eines veralteten, unkreativen (Hoch-)Schulsystems, falschen Annahmen, eigenen Unzufriedenheiten des Gegenübers. Aber sie haben eine immens zerstörerische Wirkung!
Was bin ich froh, dass die Menschen, die von solch traurigen und doofen Erfahrungen berichten, letztlich dann - oftmals nach Jahrzehnten! - in einem Schreibkurs gelandet sind! Weil ihr inneres Drängen eben doch keine Ruhe gegeben hat. Ein Bätsch an alle Rotstifte und Stirnrunzler!
Denn ganz ehrlich: Wir haben alle genug mit unserem Inneren Kritiker zu kämpfen. Von außen braucht es stattdessen viel, viel Ermutigung, Lob, Begeisterung oder zumindest Neutralität. Und wer nicht bereit ist, auf diese Weise zu unterstützen... der oder die braucht vielleicht einfach nichts von unserem Geheimnis Schreiben zu wissen, oder?


Menschlichkeit! - 12.2.24

Na klar, auch ich frage mich regelmäßig, ob meine Arbeit wirklich Sinn macht, ob sie in Zeiten, in denen es so sehr ans Eingemachte geht, nicht irgendwie unter „Luxus“ läuft. 
Zum Glück gibt es da die Rückmeldungen meiner Teilnehmer*innen! Die sich so freuen über alles, was sie schreibend über sich selbst herausfinden dürfen, die staunen über die eigene Innenwelt, Kreativität, ihren Mut, Lebenserfahrung und und und… Die dankbar sind für diesen wertungsfreien Raum, in dem weder Gutsein noch Sich-beweisen-Müssen eine Rolle spielen. Und in dem wir uns begegnen in den bunten Facetten der Menschlichkeit.

Das ist bei aller Grübelei dann immer das Stichwort, das meine Sorge fröhlich davonschweben und mich den Sinn meines Tuns erkennen lässt. Ja! Um Menschlichkeit geht es mir, ums Mensch-sein-Dürfen, blank, zart, albern, kraftvoll, gebeutelt, müde, neugierig, ECHT.
So kommen wir zueinander, entdecken Gemeinsamkeiten, wo sie nie erwartet worden wären, so erwacht Empathie und werden Vorurteile abgebaut, bevor sie überhaupt Zeit haben, zu wachsen.

Das fühlt sich nach wichtigem Beitrag an - groß im Kleinen!😊 

Ganz schön grau? - 12.12.23

Ich liebe meine Arbeit. 
Menschen ins Schreiben zu bringen, ihnen auf den Weg zu helfen, um ihre eigene Innenwelt und Fantasie zu erkunden, macht mich tief glücklich. Stünde jemand vor der Tür meines Büros, wenn ich wie heute Abend einen Onlinekurs in Kreativem Schreiben halte - er oder sie würde alles vermuten, aber nicht, dass ich gerade arbeite!🙃
Da hört man fröhliche, staunende, ergriffene, lachende, reflektierende, bunte Menschen. (Und da nur ich direkt im Raum hinter besagter Tür sitze, hört man natürlich vor allem: mich). Es ist der Wahnsinn! Diese Menschen lesen vor, was ihnen soeben spontan aus der Feder geflossen ist. Sie sind mutig und wissen gleichzeitig, dass ihnen nichts passieren kann. Dass sie niemals kritisiert würden in diesem Raum für einen frisch verfassten Text, ein so zartes Pflänzchen. Sie sind stolz auf das aus ihrem eigenen Innersten Geschaffene.  Sie stärken und inspirieren sich wechselseitig. Sie sind dankbar, zufrieden, vergnügt, ergriffen, funkelnd in ihrer Individualität!✨

Ich beende einen solchen Kurs mit einem einzigen Klick - und bleibe zurück, all diese schillernden Farben wie Seifenblasen um mich. Herrlich.🫧

Wir setzen dem Grau im Außen - ob es der Winter ist, die politische Weltlage, das Klima oder unsere persönlichen Herausforderungen - ziemlich viel entgegen, fühle ich. Und dürfen dieses Bunt im Herzen nachklingen und uns davon verändern lassen.🧡

Erinnerungen im Jetzt. - 22.12.23

Einer der unglaublichen Effekte, die beim Schreiben passiert: 

Wir tauchen ein in glückliche, besondere Momente und ihre Gefühle der Vergangenheit, schreiben sie nieder, erinnern längst vergessen gemeinte Wichtigkeiten und kleinste Details- Dürfte, Geräusche, Berührungen, Farben, Geschmäcker. Lassen uns neu davon erfüllen und schließen somit die Lücke zwischen Früher und Heute. 

Es entsteht das wunderbar runde Gefühl, dass alles im eigenen Leben über Zeit und Raum verbunden ist, man findet (zu) sich.🌀

Leben im kreativen Ausdruck - 8.6.23

Den ganzen Tag sammeln wir Menschen Eindrücke, ununterbrochen. Die meiste Zeit bemerken wir das nicht bewusst. Eindrücke auf allen Sinnesebenen, die uns prägen, verändern. Aber wir drücken genau diese Eindrücke so selten aus.

Durch bewusstes Kreativsein, durch den Raum, den wir uns geben, Dinge auch wieder herauszulassen aus unserem Inneren, entsteht ein Wechselspiel, das unglaublich bereichernd ist. Zum einen hilft dieses Sich-Ausdrücken, wieder Platz zu schaffen für alle die weiteren Eindrücke, die ungefragt in uns eindringen. Zum anderen lässt es uns staunen darüber, was wir aus diesen Eindrücken machen - auf welch individuelle Art und Weise wir sie verarbeiten. Es hilft uns, uns mitzuteilen - und unser Ausdruck hinterlässt wiederum Eindruck bei anderen! Dadurch verzahnt sich vieles auf eine Art und Weise, die uns Menschen tiefe Verbundenheit spüren lässt.

Wäre der Wunsch danach, sich kreativ auszudrücken, nicht etwas ganz Elementares, ein tief im Menschen verankertes Bedürfnis, würden wir nicht schon als kleine Kinder damit beginnen, etwas zu gestalten und zu verändern nach unseren eigenen Vorstellungen, in Fantasiewelten abzutauchen oder mit den ersten Wachsmalkreiden Erlebtes und Gesehenes auf einem Blatt Papier abzubilden - um es anschließend stolz zu präsentieren. Ebenso ist es mit dem Tanzen. Sehr viele Kinder bewegen sich gern und unglaublich intuitiv zur Musik, das ist pure Freude!

Kinder haben einen sehr leichten Zugang zu ihrer Kreativität - die rechte Gehirnhälfte ist stark ausgeprägt und leitet die ersten Jahre, bis Schulbildung, gesellschaftlicher Anspruch und Berufsleben im Bereich des logischen, lösungsorientierten, pragmatischen Denkens in den Vordergrund drängen und Assoziieren, Fantasieren, Intuition und Freigeist dominieren.
Dadurch kommt den meisten Menschen nach und nach das Bewusstsein abhanden, wie wichtig es ist, die rechte Gehirnhälfte weiter zu bedienen und sich dem Kreativen, Sinnlichen, Emotionalem hinzuwenden. Weil wir alle, wenn wir damit in Berührung kommen, auf ganz tiefe Art das Gefühl von Bereicherung erfahren.

Ausdruck und Eindruck.

Das Leben führt Regie - flüstere ihm Ideen zu! - 5.5.23

 
Abends im Bett haben mein kleiner Sohn und ich eine Gewohnheit: „Mama, erzählst du mir vom Tag?“ Daraufhin gehe ich Schritt für Schritt unseren erlebten Tag durch, vom morgendlichen Aufstehen bis zum Ins-Bett-Gehen, je nach meinem eigenen Müdigkeitsgrat mit heimlichen Zeitsprüngen. Letztens gähnte mein Sohn im Anschluss: „Und jetzt erzähl mir noch von morgen, Mama, ja?“ Da wurde es mir so deutlich, wie es oft nur mit Kindern zu greifen ist: „Das geht nicht. Wir wissen ja noch gar nicht, was wir erleben werden! Davon können wir erst morgen Abend wieder erzählen…“. Mein Sohn nickte weise, kuschelte sich in seine Decke und schloss zufrieden die Augen. Ganz einfach.
Wann haben wir aufgehört, frisch und frei in den neuen Tag hineinzuleben, offen für alles, was sich da entfalten mag? Wir Erwachsenen machen Pläne - und wir glauben an sie! Aber das heißt nicht, dass es auch so kommen wird. Zwei Paar Stiefel sind das.

Die Mutter einer Freundin hatte viele Jahre mit Krebs gekämpft. Wenige Male habe ich sie getroffen, immer war ich beeindruckt von der Offenheit und Fröhlichkeit, die sie ausstrahlte. Und ihren alten orangenen Golf übernahm ich eines Tages von Herzen gern. Als diese Frau dann im Sterben lag, erzählte mir meine Freundin, ihre Mutter und sie seien dabei, Sterbekarten zu gestalten. In bunten Farben. Und mit nur einem Satz darauf: DAS LEBEN FÜHRT REGIE. Mir kamen die Tränen bei diesen vier Worten. So vieles schien in ihnen auf schlichteste Weise verpackt: Erkenntnis. Demut. Etwa sogar ein kleines Schulterzucken? Tief beeindruckt vom Prozess und der Stärke dieser sterbenden Frau behielt ich den kleinen Satz von da an ganz tief in meinem Herzen.

Regiearbeit, Schauspiel, Theater… das war lange meine bunt schillernde Liebe. Tagelang saß ich im abgedunkelten Zuschauerraum, lauschte gebannt den Änderungsvorschlägen der Regisseurin und beobachtete, wie sich Wirkung und Ablauf auf der Bühne dadurch in eine andere Richtung verschoben. Nur das Drehbuch an sich – das wurde in dieser Arbeitsphase nicht mehr umgeschrieben, es stand bereits. Das Leben geht da radikaler vor. Es wirft komplette Lebensentwürfe über den Haufen, streut Schicksalsschläge ein, ebenso glückliche Fügungen, kleine und große Überraschungen, initiiert Begegnungen und Irritationen. Und es fragt nicht, geht vorab nicht in Dialog mit uns Menschen. 

Immer häufiger begreife ich diesen Satz inzwischen so: Ja! Das Leben führt die Regie. Aber wir können ihm zuspielen. Als Regieassistenz sozusagen. Vorschläge machen, Angebote. Eventuell greift das Leben sie auf, fügt neue Figuren auf der Bühne hinzu, neue Erkenntnisse, Jobmöglichkeiten, Freundschaften, Orte, Kinder… seine Trickkiste ist unendlich. Andersherum gilt: Ohne Angebote weniger Möglichkeiten, die sich auftun können. Wünsche, die immer nur im Verborgenen schlummern dürfen und nie das Tageslicht erblicken, kann das Leben nicht weiterspinnen. Die Geschichten von Menschen, die jedoch kleine und große Träume angehen, darüber sprechen, ausprobieren, wagen – die werden oftmals so ungeheuerlich, dass sie zum beliebten Gesprächsstoff mutieren! Denn es scheint, als wären diese Menschen belohnt worden vom Leben für ihren Mut, ihr Vertrauen, ihr Sich-Ausprobieren, indem dieses eine ordentliche Prise an glücklichen Fügungen darauf streute. Frei nach dem Motto:
„Vertraue auf das, was Du liebst, und es wird Dich dorthin bringen, wo Du hingehen musst.“ 

Auch in meinen Kursen und Workshops zum Kreativen Schreiben zeigt sich diese Einstellung allzu deutlich. Es ist faszinieren: Pläne stehen dem freien Schreibfluss, den Träumen, der Kreativität wie kopfschüttelnde Bodyguards mit verschränkten Armen im Wege. Nichts kann entstehen, kaum eine Zeile wird geschrieben, solang die Schreibenden durchdacht ans Werk gehen wollen. Schaffen wir es aber gemeinsam, mit geschickten Kniffen den Kopf aus- und das Herz einzuschalten – dann gibt es kein Halten mehr. Was nun auf`s Papier fließt, ist fantastisch, genial, beglückend, beflügelnd! Und das Beste daran ist: Oftmals wandern die einmal aufgedeckten Ideen hinüber in das wahre Leben und entfalten sich auf wundersame Weise… Na, hast Du Lust bekommen, mit mir auf dem Papier mutig zu werden?:-)

Das Fazit dieses Textes lautet: Mache Pläne, probiere aus! Trau Dich! Erfreue Dich bewusst daran, wenn die Sache aufgeht! (Und wenn nicht: Macht nix.) 

Vorhang auf für Dein wunderbar buntes Stück!